Materialsammlung Rattenlinien

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Rattenlinien

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Die Ermittler – Die RattenlinienGlossarEmpfohlene Lektüre

Material zu Rattenlinien: Die Ermittler

 

Andreas Eckart

 

Ein großgewachsener, und, obwohl schlank, in seinen Bewegungen ein wenig unbehände wirkender Mann. Selbst wenn er frisch rasiert ist, sieht man einen blauen Bartschatten in seinem Gesicht.

Eckart ist Mediziner, gelernter Psychoanalytiker. Sein Vater ist Deutscher, seine Mutter Italienerin, deshalb spricht er beide Sprachen perfekt, gilt aber in seiner Jugend im Deutschen Kaiserreich als „unzuverlässiges Element“.
Als Sanitätsoffizier im Ersten Weltkrieg wird er an der Westfront im Grabenkrieg verschüttet. In einem Sanatorium päppelt man ihn wieder auf, Eckart trägt aber ein Kriegstrauma davon, das er jahrelang durch intensiven Gebrauch von Morphium betäubt.

Nach dem Krieg wird er Kommissar der Berliner Kripo. Mitte der 1920er Jahre wechselt er zur Politischen Polizei, die dafür zuständig ist, Straftaten mit politisch radikalem Hintergrund aufzuklären. Eckart macht sich einen Namen als „Nazi-Fresser“.
Nach Hitlers Machtübernahme flieht er vor dem Terror der Gestapo – seiner ehemaligen Kollegen! – ins US-amerikanische Exil.

1946, Eckart ist mittlerweile 60 Jahre alt, wird er als einstiger Spezialist für den Nazi-Abwehrkampf vom amerikanischen CIC, dem „Counter Intelligence Corps“ (Heeresnachrichtendienst) rekrutiert. Mit Dan Vanuzzi zusammen bildet er „Operation Rattenlinien“. Deren Ziel ist es, flüchtige SS-Kriegsverbrecher auf den Rattenlinien zwischen Österreich und Italien einzufangen.

Seine Stärken:
Psychologische Fähigkeiten, Durchsetzungskraft

Seine Schwächen:
Will immer mit dem Kopf durch die Wand

Seine Tragik:
Eigentlich ist Eckart überzeugter Pazifist. Aber durch die Zeitumstände wird er immer wieder dazu gezwungen, gegen seine Überzeugungen handeln zu müssen.

 

Dan Vanuzzi

 

Wenn man einem amerikanischen Kind gesagt hätte: Zeichne mir einen Italiener! – Vanuzzi wäre nicht dabei herausgekommen. Vanuzzi ist Ende 30, hat dunkelblondes kurzes Haar mit einigen wenigen Silbersträhnen. Er ist ein athletischer Typ, wenn auch gut zehn Zentimeter kleiner als Eckart, und könnte als GI-Traum jedes amerikanischen Mädchens durchgehen.

Vanuzzis Familie stammt aus Sizilien, er selbst wurde in Chicago geboren und ist dort aufgewachsen. Wie viele Italoamerikaner damals hat auch er eine Mafia-Vergangenheit. Es ist die Zeit der Prohibition und der großen Depression Anfang der 1930er Jahre, in der Al Capone und andere Unterweltgrößen Chicago unsicher machen. Weil Vanuzzi früh dabei helfen muss, seine Familie zu ernähren, übernimmt auch er immer wieder Aufträge für die Mafia.
Doch Vanuzzi erkennt, dass das kriminelle Milieu in die Sackgasse führt und meldet sich zur Army. Im Zweiten Weltkrieg dient er in Italien und Deutschland und wird dort vom CIC rekrutiert. Seitdem arbeitet er als Special Agent und „Mann für besondere Aufgaben“ im Heeresnachrichtendienst.

Seine Stärken:
Im Nahkampf ausgebildet, ausgezeichneter Schütze

Seine Schwächen:
Eine ziemlich große Klappe, Probleme mit Autoritäten

Seine Tragik:
Wird nicht verraten …!


Material zu Rattenlinien: Die „Rattenlinien“

 

Rattenlinien war die von US-amerikanischen Geheimdienst- und Militärkreisen geprägte Bezeichnung für Fluchtrouten führender Vertreter des NS-Regimes, Angehöriger der SS und der Ustascha nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Aufgrund einer aktiven Beteiligung hochrangiger Vertreter der katholischen Kirche an den Fluchtrouten trugen sie bis zur Beteiligung des US-amerikanischen Geheimdienstes den Namen „Klosterrouten“.

Die Fluchtrouten führten über Italien (meist Südtirol und Rom) nach Südamerika und dort hauptsächlich nach Argentinien, aber auch in Länder der arabischen Welt. Über diese Routen gelang es nach dem Zweiten Weltkrieg einer großen Zahl von NS-Tätern, Faschisten und Kollaborateuren aus verschiedenen europäischen Ländern, einer gerichtlichen Anklage und Bestrafung zu entgehen.

Karte der Rattenlinien

Italien war ein sicherer Platz für die flüchtigen Kriegsverbrecher, wo ihnen bis zu ihrer Abreise per Schiff eine Unterkunft, Taschengeld, Verpflegung und nicht selten sogar Startkapital für ihre neue Existenz zur Verfügung gestellt wurden. Die Kosten für die Schiffsüberfahrt dieser Flüchtigen übernahm in den meisten Fällen das Internationale Komitee vom Roten Kreuz.

Der US-amerikanische Geheimdienst CIC erkannte die Fluchtwege schon früh, unternahm aber keine Schritte dagegen und nutzte ab 1947 die Routen für eigene Zwecke, um zahlreiche Spione diskret und schnell aus dem von den Sowjets besetzten Teil Österreichs zu schaffen. Viele hohe Funktionsträger des nationalsozialistischen Regimes wurden u. a. von amerikanischen Geheimdienstbehörden mit gefälschten Papieren ausgestattet, wobei viele auch unerkannt blieben. Die Amerikaner benannten die „Klosterrouten“ nach ihrem Eingriff in die Organisation der Routen in „rat lines“ um.

(Quelle: Wikipedia | Leseempfehlung: Gerald Steinacher: Nazis auf der Flucht. Wie Kriegsverbrecher über Italien nach Übersee entkamen)


Material zu Rattenlinien: Glossar

 

Organisationen, die im Roman angesprochen werden:

Bricha: Zionistische Untergrundbewegung, die vor Gründung des Staates Israel (1948) Juden aus Osteuropa die Flucht aus sowjetisch dominierten Ländern und die illegale Einwanderung nach Palästina, vorbei an der britischen Seeblockade, ermöglichte.

Counter Intelligence Corps (CIC): Heeresnachrichtendienst der USA, traditionell in Konkurrenz mit dem OSS stehend. Sein Nachfolger ist seit 1961 die DIA (Defense Intelligence Agency) als Dachorganisation der Nachrichtendienste von Army, Navy, Air Force und Marine Corps. Organisiert war er in Detachments und Sub-Detachments.

Gestapo (Geheime Staatspolizei): Kriminalpolizeiliche Behörde der NS-Zeit mit weitreichenden Machtbefugnissen bei der Bekämpfung politischer Gegner. Die Nürnberger Prozesse erklärten sie zur verbrecherischen Organisation.

Hagana: Siehe Schai.

IRO (International Refugee Organization): Internationale Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen von 1946 bis 1952. Sie war verantwortlich für die Fürsorge von Menschen, die durch den Zweiten Weltkrieg schuldlos heimatlos geworden waren, sogenannte »Displaced Persons«.

Office of Strategic Services (OSS): Nachrichtendienst des US-Kriegsministeriums, 1945 aufgelöst. Seine Nachfolger als Auslandsgeheimdienst waren zunächst das SSU (Strategic Services Unit), dann ab 1947 die CIA (Central Intelligence Agency).

PCA (Pontificia Commissione di Assistenza ai Profughi): Das Vatikanische Hilfskomitee für Flüchtlinge, 1944 von Papst Pius XII. gegründet, konzentrierte es sich vor allem auf die Betreuung katholischer Flüchtlinge in Italien.

Politische Polizei: Polizeieinheit zur Aufklärung und Vorbeugung von Straftaten mit politisch radikalem Hintergrund. 1934 aufgelöst und in die Gestapo übergeführt.

Polizia di Stato (PS): Neben den Carabinieri eine der beiden großen Polizeieinheiten Italiens. Sie untersteht dem Innenministerium in Rom. Die hier angesprochene Unterabteilung ist eine Art »Politische Polizei«, die nach der Absetzung Mussolinis für einige Jahre tätig geworden ist.

Reichssicherheitshauptamt (RSHA): 1939 vom Reichsführer-SS Heinrich Himmler durch Zusammenlegung von Sicherheitspolizei (Sipo) und Sicherheitsdienst (SD) gegründetes Amt; Kripo und Gestapo wurden ebenfalls integriert.

Schai: Kurzform für »Scherut Jediot«, eine 1940 ins Leben gerufene, geheimdienstliche Eliteeinheit der zionistischen Militärorganisation Hagana (ha-hagana: »Die Verteidigung«). Nach Gründung des Staates Israel 1948 wurde die Hagana Teil der israelischen Verteidigungsstreitkräfte.

Schutzstaffel (SS): 1925 von Adolf Hitler als persönliche Leibgarde gegründet. Erlangte im Dritten Reich Kontrolle über die Polizei und übernahm neben der Wehrmacht militärische Funktionen. Ab 1934 war sie für den »Betrieb« der Konzentrationslager verantwortlich.

SD / Auslands-SD (Sicherheitsdienst): 1931 als Nachrichtendienst der SS gegründete Organisation zur Überwachung von Parteimitgliedern und politischen Gegnern. Der Auslands-SD baute später eigene Agentennetze auf und wurde 1939 Teil des Reichssicherheitshauptamts.

Stay behind-Truppe: Paramilitärische Widerstandsorganisation, die im Fall feindlicher Überfälle eines Staates Sabotageakte im Rücken der Besetzer verüben soll. Von den USA auch »präventiv« eingesetzt, z.B. bei drohenden Wahlsiegen kommunistischer Parteien in Südeuropa.

Sturmabteilung (SA): Paramilitärische Kampforganisation der NSDAP während der Weimarer Republik, Ordnertruppe. Nach dem sogenannten »Röhm-Putsch« von 1934, als die SA-Führungsspitze von SS-Leuten ermordet wurde, spielte die SA gegenüber der SS eine eher untergeordnete Rolle.

Ustascha (Ustaša – Hrvatska revolucionarna organizacija; dt.: Der Aufständische – Kroatische revolutionäre Organisation): 1929 von Ante Pavelić in Italien gegründeter, kroatisch-faschistischer Kampfverband. Unterstützte als Verbündeter Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg. Der Ustascha wird Völkermord gegen Juden, Roma und Serben zur Last gelegt.

Material für dieses Glossar ist der Encyclopedia Britannica, der deutschen, englischen und italienischen Wikipedia sowie dem Buch »Nazis auf der Flucht: Wie Kriegsverbrecher über Italien nach Übersee entkamen« von Gerald Steinacher entnommen. Herzlichen Dank dafür.


Material zu Rattenlinien: Empfohlene Lektüre

 

Gerald Steinacher: Nazis auf der Flucht. Wie Kriegsverbrecher über Italien nach Übersee entkamen. FISCHER Taschenbuch, ISBN-10: 3596184975 / ISBN-13: 978-3596184972

Überleben im Dritten Reich. Juden im Untergrund und ihre Helfer. Herausgegeben von Wolfgang Benz. dtv Taschenbuch, ISBN-10: 3423343362 / ISBN-13: 978-3423343367