Russische Autor*innen – Teil 3
Der Präsident der Russischen Föderation behauptet, es sei in Deutschland verboten, sich mit russischer Kunst, Musik und Literatur zu beschäftigen. Ein guter Grund für eine Reihe, in der ich – in aller Kürze – russische Autor*innen vorstelle. Bekannte, meist hierzulande aber weniger bekannte; viele haben mich tief beeindruckt.
Heute: DANIIL CHARMS
Charms lebte von 1905 bis 1942. In Sowjetzeiten waren seine Texte verboten, konnten nur knapp vor der Vernichtung durch den Innengeheimdienst gerettet werden. Er war Lyriker, Dramatiker und schrieb experimentelle Kurzprosa; er war mehrfach im Gefängnis, wurde in die Psychiatrie eingewiesen (eine übliche Verfahrensweise gegenüber regimekritischen Künstler*innen) und starb hier auch – vermutlich an Unterernährung. Charms spielte mit sämtlichen künstlerischen Vorerwartungen, er ist keiner literarischen Schule zuzuordnen – höchstens vielleicht seiner eigenen, der außer ihm nur noch der liebe Gott angehörte.
Begegnung
Da ging einmal ein Mensch ins Büro und traf unterwegs einen anderen Menschen, der soeben ein französisches Weißbrot gekauft hatte und sich auf dem Heimweg befand.
Das ist eigentlich auch schon alles.
Aus den Puschkin-Anekdoten
II.
Puschkin ist bekanntlich nie ein Bart gewachsen. Er litt darunter sehr und beneidete Sacharjin, dem im Gegensatz zu ihm der Bart anständig wuchs. „Bei ihm wächst er, und bei mir wächst er nicht“, sagte Puschkin so manches Mal und zeigte mit dem Fingernagel auf Sacharjin. Und er hatte jedesmal recht.
VI.
Puschkin warf gern mit Steinen. Sowie er irgendwo Steine sah, legte er damit los. Manchmal geriet er derart in Fahrt, daß er dastand, rot angelaufen, die Arme schwenkte und mit Steinen warf. Einfach entsetzlich!
#StopWarinUkraine