Russische Autor*innen – Teil 7
Der Präsident der Russischen Föderation behauptet, es sei in Deutschland verboten, sich mit russischer Kunst, Musik und Literatur zu beschäftigen. Ein guter Grund für eine Reihe, in der ich – in aller Kürze – russische Autor*innen vorstelle. Bekannte, meist hierzulande aber weniger bekannte; viele haben mich tief beeindruckt.
Heute: SERGEJ JESSENIN
Unter den ohnehin selbstzerstörerischen Autor*innen der russischen Moderne liegt Jessenin noch einmal ganz weit vorn. Er lebte von 1895 bis 1925, war zunächst prosowjetisch eingestellt, bis es zum offenen Zerwürfnis kam und sein Werk im Stalinismus verboten wurde. Jessenin war einige Zeit Posterboy der Yellow Press, weil er mit der (deutlich älteren) Schauspielerin Isadora Duncan in wilder Ehe zusammenlebte, sie auf internationale Tourneen begleitete und gern die gemeinsamen Hotelzimmer zerlegte. Kurz vor seinem frühen Tod wurde er von seiner vierten Frau in eine Psychiatrie eingewiesen – einen Monat nach der Heirat. Dort nahm er sich das Leben.
Freund, leb wohl (Übersetzt von Paul Celan)
Freund, leb wohl. Mein Freund, auf Wiedersehen.
Unverlorner, ich vergesse nichts.
Vorbestimmt, so wars, du weißt, dies Gehen.
Da’s so war: ein Wiedersehn versprichts.
Hand und Wort? Nein, laß – wozu noch reden?
Gräm dich nicht und werd mir nicht so fahl.
Sterben –, nun, ich weiß, das hat es schon gegeben;
doch: auch Leben gabs ja schon einmal.
#StopWarInUkraine